Im-Ohr-Hörgeräte: Der umfassende Ratgeber zu Typen, Preisen und Bezuschussung

Hörverlust betrifft in Deutschland Millionen Menschen, doch nur ein Bruchteil der Betroffenen trägt tatsächlich ein Hörgerät. Dabei hat die Technologie in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht, insbesondere bei Im-Ohr-Hörgeräten (IdO). Diese diskreten Hörhilfen werden zunehmend beliebter, da sie komfortabel, nahezu unsichtbar und mittlerweile in verschiedenen Preisklassen erhältlich sind. Dieser Ratgeber beleuchtet, warum bezahlbare Im-Ohr-Hörgeräte verstärkt nachgefragt werden, welche technischen Unterschiede es gibt und worauf Sie beim Kauf achten sollten.

Im-Ohr-Hörgeräte: Der umfassende Ratgeber zu Typen, Preisen und Bezuschussung

Warum bezahlbare Im-Ohr-Hörgeräte zunehmend gefragt sind

Der Trend zu Im-Ohr-Hörgeräten hat mehrere Gründe. Zunächst einmal bieten sie eine ästhetische Lösung: Im Gegensatz zu Hinter-dem-Ohr-Geräten (HdO) sind sie für Außenstehende kaum sichtbar, was besonders für Menschen wichtig ist, die sich mit ihrer Schwerhörigkeit unwohl fühlen. Die Miniaturisierung der Technik hat zudem dazu geführt, dass selbst kleine IdO-Modelle heute leistungsstark sind.

Weitere Faktoren, die die steigende Nachfrage erklären:

  • Verbesserte Akkulaufzeiten und wiederaufladbare Modelle

  • Zunehmende Konnektivität mit Smartphones und anderen digitalen Geräten

  • Fortschrittlichere Klangverarbeitung und Störgeräuschunterdrückung

  • Verstärkte Aufklärung über die negativen Folgen unbehandelter Hörminderung

Gleichzeitig hat der wachsende Wettbewerb auf dem Markt dazu geführt, dass auch kostengünstigere Im-Ohr-Lösungen verfügbar sind, die dennoch gute Qualität bieten.

Technische Unterschiede & Bauformen: IdO versus HdO

Im-Ohr-Hörgeräte unterscheiden sich grundlegend von Hinter-dem-Ohr-Modellen nicht nur in der Platzierung, sondern auch in ihrer Bauweise und technischen Ausführung:

IdO-Bauformen:

  • CIC (Completely-in-Canal): Sitzt tief im Gehörgang und ist praktisch unsichtbar

  • ITC (In-the-Canal): Sitzt im Gehörgang, ist etwas größer als CIC

  • ITE (In-the-Ear): Füllt die Ohrmuschel teilweise oder ganz aus

HdO-Bauformen:

  • Standard-HdO: Sitzt hinter dem Ohr mit einem sichtbaren Schlauch zum Ohr

  • RIC/RITE (Receiver-in-Canal/Ear): Verstärkerteil hinter dem Ohr, Lautsprecher im Gehörgang

Die technischen Unterschiede zeigen sich vor allem in der Batterielaufzeit, dem Handling und der Leistungsfähigkeit. HdO-Geräte bieten durch ihre Größe oft mehr Platz für leistungsfähige Technologie und größere Batterien, während IdO-Geräte durch ihre direkte Platzierung im Gehörgang natürlichere akustische Eigenschaften aufweisen können und die Ohrmuschel als natürlichen Klangverstärker nutzen.

Ein weiterer Unterschied: IdO-Geräte werden individuell nach Ohrabdruck angefertigt und passen exakt in den Gehörgang des Trägers.

Preisklassen im Vergleich: Budget- versus Premium-Modelle

Die Preisunterschiede bei Im-Ohr-Hörgeräten sind beträchtlich und hängen maßgeblich von der verbauten Technologie ab. Eine grundsätzliche Kategorisierung in drei Preisklassen ist üblich:

Basis-Modelle (ca. 500-1000 € pro Gerät):

  • Grundlegende Signalverarbeitung

  • Wenige manuelle Einstellungsmöglichkeiten

  • Begrenzte oder keine Konnektivität

  • Für ruhige Hörumgebungen geeignet

Mittelklasse-Modelle (ca. 1000-1800 € pro Gerät):

  • Verbesserte Klangqualität und Störgeräuschunterdrückung

  • Einige automatische Anpassungen an Hörsituationen

  • Grundlegende Konnektivitätsoptionen

  • Für den Alltag mit wechselnden Hörsituationen

Premium-Modelle (ca. 1800-3000 € pro Gerät):

  • Hochentwickelte Signalverarbeitung

  • Umfangreiche automatische Anpassungen an verschiedene Hörsituationen

  • Vollständige Konnektivität mit Smartphone und anderen Geräten

  • Für komplexe Hörsituationen und aktive Nutzer

Im Folgenden ein Vergleich einiger gängiger Im-Ohr-Hörgeräte-Modelle:


Modell Hersteller Preisklasse Besonderheiten
Phonak Virto Marvel Phonak Premium Direkte Bluetooth-Verbindung, Akku-Option
Signia Silk X Signia Mittelklasse Sofort-Anpassung ohne Abformung, Click-Sleeves
Widex Moment CIC Widex Premium PureSound-Technologie, minimale Signalverzögerung
Oticon Own Oticon Mittelklasse-Premium BrainHearing-Technologie, OpenSound Navigator
ReSound ONE ITC ReSound Premium M&RIE-Technologie, natürlicher Klang
Bernafon Alpha CIC Bernafon Mittelklasse Hybid-Technologie, gutes Preis-Leistungs-Verhältnis

Preise, Kosten oder Schätzungen, die in diesem Artikel genannt werden, basieren auf den neuesten verfügbaren Informationen, können sich jedoch im Laufe der Zeit ändern. Unabhängige Recherchen werden empfohlen, bevor finanzielle Entscheidungen getroffen werden.

Wo Sie günstige Im-Ohr-Hörgeräte finden: Online-vs. stationär-Optionen

Die Beschaffungswege für Im-Ohr-Hörgeräte haben sich in den letzten Jahren deutlich erweitert. Traditionell werden Hörgeräte beim örtlichen Hörakustiker angepasst und gekauft, doch inzwischen gibt es weitere Optionen:

Stationärer Hörakustiker:

  • Persönliche Beratung und kontinuierliche Betreuung

  • Professionelle Anpassung und Feinjustierung

  • Möglichkeit zum Probetragen verschiedener Modelle

  • Direkte Abwicklung mit den Krankenkassen

  • Oft hochwertige, aber auch teurere Modelle

Online-Anbieter:

  • Oftmals günstigere Preise durch reduzierte Betriebskosten

  • Teils vereinfachtes Anpassungsverfahren (z.B. mit Selbst-Abdrucksets)

  • Eingeschränkte persönliche Beratung (meist per Telefon/Video)

  • Oft fokussiert auf Budget- und Mittelklasse-Modelle

  • Nachbetreuung meist aufwendiger

Filialisten und Ketten:

  • Kombinieren teilweise Vorteile beider Welten

  • Durch größeres Einkaufsvolumen oft günstigere Preise als kleine Akustiker

  • Persönliche Beratung vor Ort

  • Standardisierte Prozesse

Für IdO-Geräte ist zu beachten, dass sie aufgrund der notwendigen individuellen Anpassung nicht als “von der Stange”-Produkte erhältlich sind. Selbst Online-Anbieter benötigen einen präzisen Ohrabdruck, der entweder selbst erstellt oder von einem Hörakustiker angefertigt werden muss.

Tipps zur Kostenübernahme: Krankenkasse, Zuschüsse & Zuzahlungen

Die Finanzierung von Hörgeräten wird in Deutschland teilweise durch die gesetzlichen Krankenkassen unterstützt:

Gesetzliche Krankenkassen:

  • Festbetrag von bis zu 786,86 € pro Hörgerät (bei beidseitiger Versorgung)

  • Zusätzlich können Reparaturen und Batterien bezuschusst werden

  • Voraussetzung: Verordnung durch HNO-Arzt und Versorgung mit “aufzahlungsfreiem” Gerät möglich

Private Krankenversicherungen:

  • Übernahme abhängig vom individuellen Tarif

  • Oft deutlich höhere Erstattungsbeträge als bei gesetzlichen Kassen

  • Genaue Tarifbedingungen prüfen

Weitere Finanzierungshilfen:

  • Berufsgenossenschaften bei berufsbedingtem Hörverlust

  • Integrationsamt bei beruflicher Notwendigkeit

  • Steuerliche Absetzbarkeit als außergewöhnliche Belastung

  • Ratenzahlung (von vielen Anbietern angeboten)

Wichtig zu wissen: Der Festbetrag der gesetzlichen Krankenkassen deckt in der Regel die Kosten für ein einfaches Hörgerät, das die Grundversorgung sicherstellt. Für technisch anspruchsvollere Geräte, insbesondere Im-Ohr-Hörgeräte, fallen meist Zuzahlungen an. Dennoch ist es möglich, durch geschickte Auswahl und Vergleich verschiedener Anbieter, den Eigenanteil zu minimieren.

Die Versorgung mit Hörgeräten muss alle sechs Jahre erneuert werden – dann übernehmen die Krankenkassen erneut den Festbetrag für neue Geräte.

Die richtige Wahl für Ihre Bedürfnisse

Im-Ohr-Hörgeräte bieten viele Vorteile durch ihre unauffällige Bauweise und den natürlichen Klang. Die Wahl zwischen verschiedenen Modellen und Preisklassen sollte individuell nach den persönlichen Höranforderungen, dem Budget und dem Anspruch an Komfort und Technologie getroffen werden. Während Premium-Modelle in komplexen Hörsituationen überlegen sind, bieten auch Budget-Varianten eine deutliche Verbesserung gegenüber dem unversorgten Hörverlust.

Wichtig ist eine ausführliche Beratung und Anpassung, sei es beim lokalen Hörakustiker oder mit Unterstützung eines Online-Anbieters. Die Investition in ein passendes Hörgerät lohnt sich in jedem Fall – nicht nur für besseres Hören, sondern auch für mehr Lebensqualität und soziale Teilhabe.

Dieser Artikel dient ausschließlich Informationszwecken und stellt keine medizinische Beratung dar. Bitte konsultieren Sie einen qualifizierten Gesundheitsexperten für eine persönliche Beratung und Behandlung.