Hochtemperatur‑Wärmepumpen im Altbau: ein Leitfaden

Viele Gebäude in Österreich werden noch mit Öl- oder Gasheizungen und klassischen Radiatoren beheizt. Moderne Hochtemperatur‑Wärmepumpen können hier eine effiziente Alternative sein. Der folgende Überblick erklärt, wann solche Systeme sinnvoll sind, wie bestehende Heizkörper optimiert werden und welche Fördermöglichkeiten zur Verfügung stehen.

Hochtemperatur‑Wärmepumpen im Altbau: ein Leitfaden Image by Michael Yeoman from Pixabay

Altbauten mit kleinen Heizkörpern und höheren Vorlauftemperaturen galten lange als schwieriges Terrain für elektrische Heizsysteme. Hochtemperatur‑Wärmepumpen schließen diese Lücke: Sie liefern höhere Vorlauftemperaturen als klassische Niedertemperaturgeräte und können dadurch vorhandene Radiatoren weiter nutzen. Entscheidend ist, die tatsächlichen Temperatur- und Leistungsanforderungen des Gebäudes zu kennen und systematisch zu senken, wo es möglich ist.

Effizienzsteigerung in Altbauten

Die Effizienzsteigerung durch Hochtemperatur Wärmepumpen in Altbauten gelingt, wenn die benötigte Vorlauftemperatur möglichst niedrig bleibt. Jede Absenkung um wenige Grad verbessert die Jahresarbeitszahl spürbar. Typische Hebel sind: nachträgliche Dämmmaßnahmen an Gebäudeteilen mit hohem Wärmeverlust, das Abdichten von Fensterfugen, der hydraulische Abgleich und eine witterungsgeführte Regelung. In vielen Bestandsgebäuden lässt sich die reale Vorlauftemperatur in der Praxis auf 55–60 °C begrenzen, auch wenn zuvor 70–75 °C gefahren wurden. So bleibt der Komfort erhalten, während die Wärmepumpe effizienter arbeitet und Stromkosten sowie CO₂‑Emissionen sinken.

Heizkörper für hohe Vorläufe optimieren

Die Optimierung bestehender Heizkörper durch Hochtemperatur Wärmepumpen setzt an zwei Punkten an: Wärmeabgabe erhöhen und Volumenstrom sichern. Eine Erhöhung der Heizkörperflächen (z. B. durch Austausch gegen größere Modelle oder den Einsatz zusätzlicher Konvektoren) erlaubt niedrigere Vorlauftemperaturen bei gleicher Raumwärme. Gleichzeitig verbessern ein sauberer, entlüfteter Kreislauf, voreinstellbare Ventile und korrekt eingestellte Pumpenkennlinien den Durchfluss. Sinnvoll ist auch der Tausch einzelner, besonders „kritischer“ Heizkörper in schlecht gedämmten Räumen. In Summe bewirken solche Maßnahmen, dass die Wärmepumpe seltener in den höchsten Temperaturbereich muss – ein wichtiger Beitrag zur Effizienz und Lebensdauer der Anlage.

R290 Propan als Kältemittel

R290 Propan als natürliches Kältemittel in Wärmepumpen hat sich etabliert, weil es einen sehr niedrigen Treibhauspotenzial‑Wert (GWP) aufweist und hohe Vorlauftemperaturen ermöglicht. In der Praxis bedeutet das: Auch bei kühlen Außentemperaturen sind Vorläufe von rund 60–70 °C erreichbar, was den Einsatz in Bestandsgebäuden erleichtert. Beim Umgang mit R290 gelten Sicherheitsanforderungen, da es als A3‑Kältemittel brennbar ist. Geräte werden entsprechend gekapselt, Sicherheitsabstände sind einzuhalten, und die Installation sollte durch qualifizierte, lokal tätige Fachbetriebe erfolgen. Ein Pluspunkt: Viele moderne R290‑Geräte arbeiten leise und kombinieren sich gut mit Photovoltaik, wodurch sich der Eigenverbrauch von Solarstrom zur Wärmeerzeugung steigern lässt.

Förderungen in Österreich

Staatliche Förderung von Hochtemperatur Wärmepumpen ist in Österreich über Bundes‑ und Landesprogramme möglich. Typisch sind Zuschüsse für den Tausch von Öl‑ oder Gasheizungen, oft kombinierbar mit zusätzlichen Mitteln der Länder oder Gemeinden. Die genaue Ausgestaltung – förderfähige Kosten, Einbauvoraussetzungen, erforderliche Nachweise – hängt vom Programm ab. Häufig gefordert sind eine fachgerechte Planung, der Nachweis der Effizienz (z. B. über die Jahresarbeitszahl) und die Durchführung durch befugte Unternehmen in Ihrer Region. Weil Programme regelmäßig angepasst werden, lohnt sich ein aktueller Blick auf Bundesportale und die Förderdatenbanken der Länder. So lassen sich Investitionskosten spürbar reduzieren und Sanierungsschritte sinnvoll bündeln.

Voraussetzungen für effizienten Betrieb

Die Voraussetzungen für den effizienten Einsatz von Hochtemperatur Wärmepumpen lassen sich in fünf Bereichen bündeln: - Gebäudeseitig: Dichte Gebäudehülle, punktuelle Dämmung an Schwachstellen und angepasste Lüftungsgewohnheiten reduzieren die notwendige Vorlauftemperatur. - Wärmeverteilung: Hydraulischer Abgleich, saubere Leitungen, ausreichender Volumenstrom und – wo nötig – vergrößerte Heizflächen. - Regelung: Eine sauber eingestellte Heizkurve mit witterungsgeführter Regelung, Nachtabsenkung nach Bedarf und ein smartes Monitoring zur Laufzeitoptimierung. - Schall und Aufstellung: Geeigneter Standort mit Rücksicht auf Nachbarn, korrekte Kondensatführung und fachgerechte Befestigung. - Stromversorgung: Passender Netzanschluss, Schutzkonzept, optionale Kombination mit PV und ggf. Pufferspeicher oder Heizstab als Backup für Spitzenlasten. Erfüllt das System diese Punkte, bleiben die Vorlauftemperaturen trotz Altbauanforderungen moderat – die Wärmepumpe arbeitet effizienter, leiser und materialschonender.

Praxis: Planung und Umsetzung in Ihrer Region

Für eine verlässliche Auslegung ist ein Heizlast‑ und Temperaturcheck im Bestand entscheidend. Fachbetriebe in Ihrer Region messen typische Vorlauftemperaturen an kalten Tagen, prüfen Heizkörper und Rohrnetz und schlagen gezielte Optimierungen vor. Wichtig ist, Lastspitzen realistisch zu bewerten: An wenigen sehr kalten Tagen kann eine kurzzeitige höhere Vorlauftemperatur akzeptabel sein, wenn der Jahresmittelwert niedrig bleibt. Dokumentieren Sie die Einstellungen nach Inbetriebnahme und beobachten Sie Verbräuche sowie Raumtemperaturen in den ersten Wochen. Kleine Nachjustierungen an Heizkurve, Pumpenstufen und einzelnen Ventilen bringen oft spürbare Verbesserungen ohne Mehraufwand.

Häufige Fragen aus dem Altbaualltag

  • Reichen meine Radiatoren? Häufig ja, wenn einzelne „Engpässe“ vergrößert werden und der Volumenstrom stimmt.
  • Brauche ich immer 70 °C Vorlauf? Oft nicht. Nach Optimierungen reichen in vielen Fällen 55–60 °C, was die Effizienz deutlich hebt.
  • Ist R290 sicher? Bei fachgerechter Planung, Einhaltung der Normen und korrekter Aufstellung werden die Sicherheitsanforderungen berücksichtigt.
  • Lohnt PV‑Kopplung? Ja, insbesondere für Tagbetrieb und Übergangszeiten. Ein Energiemanagement kann Lasten verschieben und den Eigenverbrauch erhöhen.

Abschließend gilt: Hochtemperatur‑Wärmepumpen eröffnen Altbauten den Einstieg in eine elektrische Wärmeversorgung, ohne das gesamte Heizsystem austauschen zu müssen. Wer Gebäudeverluste reduziert, Heizflächen klug anpasst und die Regelung sorgfältig einstellt, erhält ein robustes, zukunftsfähiges System, das mit regionaler Fachkompetenz planbar und dauerhaft effizient betrieben werden kann.